So geht Reform

Die Berufsbildungsreform fordert von uns unter anderem, die Fachkompetenzen der Buchhändlerinnen zu konkretisieren. Dafür gibt es Regeln und Raster. Und wer denkt, ich oder sonst jemand Überaktives hätte sich das alles zusammengereimt um die Branche zu piesacken, irrt. Deswegen habe ich auch FAQs erstellt (ja genau solche, wie sie die Kaltmamsell korrekt und unterhaltsam als Öffentlichkeitsarbeit entlarvte). Für Details ist ein Notizblog allerdings geeigneter:

Mit den Leitzielen werden in allgemeiner Form die Themengebiete der Ausbildung beschrieben und begründet, warum diese für Buchhändlerinnen wichtig sind.

Das heisst, Leitziele sind Branchenclaims für Azubis. „Kunden beraten!“ „Qualität erkennen!“ „Bücher verkaufen!“ „Den Betrieb mitgestalten!“

Richtziele konkretisieren die Leitziele und beschreiben Einstellungen, Haltungen oder übergeordnete Verhaltenseigenschaften.

Das heisst, in den Richtzielen steht, woran die Buchhändlerin sich noch schwach erinnert, wenn sie schon längst Treuhänderin oder Vollzeithausfrau ist.

Mit den Leistungszielen wiederum werden die Richtziele in konkretes Verhalten übersetzt, das die Lernenden in bestimmten Situationen zeigen sollen.

Das ist, was man einem Schnupperlehring unter die Nase halten kann, um ihm einen Eindruck von seinem künftigen Tätigkeitsfeld zu vermitteln.
Zum Leitziel „Qualiät“ gehört dann zum Beispiel das Richtziel:“Buchhändlerinnen erkennen die Bedeutung der Verlage als Hersteller der Produkte und setzen ihr Wissen bei der Preis- und Qualitätsargumentation gezielt ein.“
Daraus leitet man Leistungsziele ab wie: „Buchhändlerinnen charakterisieren die Verlagsprofile anhand von Beispielen im Inland und Ausland und zeigen Unterschiede auf.“ Das wäre ein Unterrichtsziel von der Taxonomiestufe 2.
Dazu könnte es auch ein Ziel für die Lehrfirma geben wie: „Ich erstelle selbständig Preis- udn Qualitätsargumente für ein Produkt und präsentiere diese meinen Kolleginnen“. Das ist dann schon Taxonomiestufe 5, weil Präsentation einem ja einiges mehr abverlangt.
So machen wir das Reformieren. Seit einem halben Jahr in zahlreichen Sitzungen mit wuseligen Übersetzungen, vor allem ins Französische. Nur ein Wort allein ändert oft schon den Schwierigkeitsgrad eines Ziels. Es gibt Detail-Diskussionen und es gibt Konsens.
Und wenn wir dann einig sind und das Kind ziehen lassen, dann geht es direkt ins Kreuzfeuer der Kritik. Das gehört dazu – ist vermutlich sogar richtig so. Und nervt trotzdem.
[Zitate dank Unerstützung von Roman Dörig.]

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