Eben. Gelesen.

• Capus, Alex, Patriarchen: Zehn Portraits / btb
Ich wusste ja, dass Capus gut erzählen kann. Er steigt gern journalistisch ein, Weiterlesen bedarf keiner Überwindung. Das Buch versammelt Erfolgsgeschichten von: Rudolf Lindt (Schokolade), Carl Franz Bally (Schuhe), Julius Maggi (Nahrungsmittelindustrie), Antoine Le Coultre (Uhrenindustrie), Henri Nestlé (Milchpulver), Johann Jacob Leu (Bank), Firtz Hoffmann-La Roche (Pharma), Charles Brown und Walter Boveri (Kraftwerke), Walter Gerber (Schmelzkäse), Emil Bührle (Waffen). Und um Leserinnen wie meine Mutter – die niemals ein Buch mit nur männlichen Lebenswegen kaufen würden – zu versöhnen, schreibt Capus ein Vorwort über seine Mutter, einer Grundschullehrerin mit anderen Ambitionen.
• Göhre, Frank, Mo: Lebensroman des Friedrich Glauser / Pendragon
Verwirrender Anfang. Habe nicht durchgehalten. Der Mann hielt den Einstieg auch für mühsam, meinte aber, der Autor steigere sich im Laufe des Buches und hinterlasse einen lesenswerten biografischen Roman über eine schräge Figur der Schweizer Literaturgeschichte.
• Guggenbühl, Alain, Anleitung zum Mobbing / Zytglogge
Ausgezeichnet. Bespreche ich einzeln.
• Izzo, Jean-Claude, Die Sonne der Sterbenden / Unions TB
Geschichte eines Gebrochenen in Frankreich. Izzos Menschen fallen durch alle Netze und kommen trotzdem an. Vielleicht im alten Hafen von Marseille.
• Kehlmann, Daniel, Die Vermessung der Welt / rororo
Eine amüsante, in weiten Teilen erfundene Geschichte, parallel erzählt über Alexander Humboldt und Carl Friedrich Gauss. Sehr schön zu lesen. Gauss hat meines Erachtens mehr Profil, aber es herrscht interfamiliär darüber keine Einigkeit. Ist ja schon hundertmal rezensiert worden.
• Lappert, Rolf, Nach Hause schwimmen / Hanser
Auch hier: Den guten Besprechungen ist nicht zu widersprechen. Wilbur ist eine Figur, der man gerne folgt.
• Levi, Primo, Ist das ein Mensch? / dtv
Schon mehrmals angefangen und jetzt erstmals fertig gelesen. Die Philosophie des Naturwissenschaftlers Levi schien mir auch dieses Mal schwer überwindbar. Er schreibt in Vergangenheit so gegenwärtig, als wäre er immer noch dort in Auschwitz und würde alles auf Band sprechen.
• Moody, Bill, Bird lives! / Unions TB
So ein richtig schöner Kriminalroman. Ich mag es immer, wenn unverwechselbare Orte so gut beschrieben werden, dass man danach googelt. Für Freunde des Jazz unbedingt, aber auch für Nicht-Jazzkenner geeignet.
• Nesbo, Jo, Der Fledermausmann / Ullstein TB
Nesbo ist für mich ganz gut mit Mankell vergleichbar: Ein Autor mit zielsicherem Anspruch auf einen umfassenden, mindestens ein Land näher beschreibenden, politisch ambitionierten kriminalistischen Plot. Hier Australien.
• Paprotta, Astrid, Feuertod / Piper Original
Nachbarschaft. Heutige Handlung, heutige Sprache, heutige Probleme. Dieses Mal über den Eiertanz zwischen Sicherheit und Freiheit, über Unterschiede grossstädtischer Quartiere, über Aufsteiger und Aussteiger im urbanen Sammelbecken.
• Schneider, Hansjörg, Tod einer Ärztin / Bastei Lübbe
Herr Hunkeler sucht bei Junkies und in der Basler Schickeria nach dem Mörder einer extravertierten Ärztin. Es ist Winter.
• Schneider, Hansjörg, Silberkiesel / Bastei Lübbe
Ein türkischer Saisonier findet in der Kanalisation Diamanten und lässt sie vor Hunkelers Nase verschwinden. Es ist Sommer.
• Yovell, Yoram, Liebe und andere Krankheiten / btb
Fallgeschichten des israelischen Psychoanalytikers und Freudianers in Beziehungssachen. Ich fand auch Probleme unverheirateter orthodoxer Jüdinnen interessant oder gar übertragbar. Der Mann fand es eher langweilig und viele Ausführungen überspringenswürdig. Meine Empfehlung: Lieber mit „Der Feind in meinem Zimmer“ anfangen, das ist allgemeiner gehalten.
Unterwegs gekauft (in französischen Buchhandlungen wird das deutsche Sortiment meist nach literarischen Priesen ausgewählt. Also nicht unbedingt die Ferienlektüre):
• Richter, Hans Werner, Ein Julitag / Wagenbach TB
Zwei Brüder, einer Liebesgeschichte, zerborchen in Teile vor und nach dem Krieg. Ein Rückblick. Richter war nie ein Starautor und ist mehr als Leitfigur der Gurppe 47 bekannt geworden. Doch war er ein genauer Beobachter, vor allem von Gesprächen. Und er war Buchhändler in wirren und wilden Zeiten des 20. Jahrhunderts. Und deswegen immer interessant für mich.
• Jelinek, Elfriede, Macht nichts / rororo
Abstrus wie immer. Drei Stücke mit toten Hauptrollen, die natürlich auftreten.

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