„enaktiv“

Im vergangenen Kurs habe ich ein neues Wort gelernt: „enaktiv“. Es ist nicht im DUDEN, weder im alten noch im neuen, und es gehört in eine Dreiergruppe von Repräsentationsformen. Sie wiederum sind Teil einer Art Gütesiegel für den Unterricht, die Jo Kramis aufgestellt hat (Jo Kramis: Gütekriterien für Unterricht und didaktische Prinzipien. In: Beiträge zur Lehrerbildung 8 (3) 1990). Jürg hat sie uns abgegeben und die Bayern haben sie ins Netz gestellt (Seite 4 – 6). Ich zitiere:

Wichtige Lerninhalte werden sowohl symbolisch (durch Texte, Symbole), wie auch ikonisch (visuell, bildhaft) und enaktiv (durch Schülerhandlungen) repräsentiert. Gegenteil: Der Unterricht vernachlässigt das Symbolische, das Visuelle oder die Schülerhandlungen


Alle Güte-Kriterien sind spannend. Ich möchte fast mit Unterrichten aufhören, wenn ich sehe, was ich alles unterlasse, so rein alltäglich. Aber aufs erste haften geblieben ist „enaktiv“. Auch wenn mir noch unklar ist, was ich mir unter „enaktiv = Schülerhandlung“ vorstellen kann. Vorträge?

6 Gedanken zu „„enaktiv““

  1. es gibt drei arten, wie man Inhalte Speichern kann, enaktiv ist die früheste und am wenigsten bewusste Form davon. etwas was enaktiv gespeichert wird, ist nicht bewusst abrufbar, sondern zeigt sich in der Handlung. wenn ich das hier tippe, dann ist es im enaktiven Gedächtnis gespeichert, wo die Buchstaben liegen auf der Tastatur, ich hab keine ikonische oder konzeptuelle Vorstellung davon, das heisst, ich kann es weder vor mir sehen noch erklären. dasselbe gilt für skifahren, klavierspielen…

  2. Ich bin gerade am Lernen für die mathematisch-didaktische mündliche Prüfung kommenden Mittwoch und da kommt das Wort „enaktiv“ auch in unserem Lernmaterial drin vor.
    Und ich danke für diese sehr hilfreiche Erklärung vom „reiserer“, bringt mir sehr viel weiter das Wort dann im Kontext zu verstehen!!
    Lieber Gruß, Vicky

  3. Meine Überlegungen zu „enaktiv:
    Die Waage an sich, das Wesen oder die Idee der Waage wird in folgenden „Gegenständen“ repräesentiert:
    a) symbolisch ( = Zeichen, gesprochene und geschriebene Wörter usw.)
    b) ikonisch ( = in Bildern, Graphiken usw.)
    c) enaktiv ( = mit einer konkreten Waage wird vom Lehrer und/oder Schülern handelnd umgegangen, d. h. sie wird vor-gestellt, hochgehoben, von allen Seiten betrachtet, vielleicht beleuchtet, in Funktion gesetzt, vielleicht auseinandergenommen und zusammengesetzt, …..)
    Fazit: Eine Idee von einer Sache wird von Symbolen, Bildern und/oder Gegenständen (mit denen gehandelt wird, die benutzt werden) repräsentiert, d. h. etwas Geistiges wird durch stellvertretende Gegenstände in der Wirklichkeit repräsentiert
    Boje

  4. Die Begriffe gehen zurück auf J. S. Bruner. Sie sind in der Reihenfolge genau anders herum. Zunächst lernt man im handelnden Umgang (Kreise werden durch Zerschneiden in Bruchteile aufgeteilt). Anschließend zeichnet man den Vorgang nur noch ins Heft (ikonisch). Auf der dritten Stufe findet die Darstellung mit Symbolen statt (Zähler, Bruchstrich, Nenner).
    Ziel sollte es sein, aufsteigend immer wieder handlungsorientierte Zugänge an den Anfang zu stellen, dann auf die ikonische und zum Schluss auf die symbolische Ebene zu abstrahieren. Am Besten klappt das in Deutschland wohl in Gesamtschulen.

  5. Eine Ergänzung zu den Repräsentationsformen von Jerome S. Bruner: Diese konkrete Waage ist nicht die Idee der Waage, sondern nur ein „Zeichen“ ( paradox zum Sprachgebrauch) für die Idee, die konkrete Waage ist eine Stellvertreterin. > Bruner ist ontologisch gesehen ein Idealist, denn die Idee ist bei ihm das Primäre, Ursprüngliche usw. Gleiches gilt für das Handeln, es ist auch nur Ausdruck, Zeichen einer inneren Idee.

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