Fahrend

Es passiert Trauriges in unserer Familie, das Schicksal erscheint mir so lausig. Meine Nächsten sind zum Glück gesund und „alle sind froh, dass dieser Kelch an ihnen vorbeigegangen ist“, wie meine Cousine richtig sagt. Sie muss ihn nehmen, schon zum zweiten Mal.
Umso wichtiger, den Blick auf das Schöne zu richten: Es ist Sommer, ich mag die Wärme, ganz besonders das Zusammengehen von Hitze und Wasser, das uns dieses Wochenende in der Schweiz beschert ist. Dieses Wetter können wir gut gebrauchen, zum Draussensitzen, zum Hadern, Heulen und Heuen.

Völlig etwas anderes, aber auch schön: Autokauf (habe schon einmal darüber geschrieben). Gestern hatte ich das Vergnügen der ersten Phase mit Probefahrt. Ich weiss nicht genau warum mir das zusagt, es liegt wohl in der Kindheit begründet. Einerseits (väterlicher) komme ich aus einer von Chauffeuren geprägten Sippe und bin in einem Quartier gross geworden, in dem man auf Autos stolz ist. Andererseits mag ich das Fahren an sich, auch ökologisch vertretbarer mit Schienenfahrzeugen und dem Velo. Mit dem Mercedes oder dem Laster jedoch ebenso.
Als mein Vater als Lastwagenfahrer gearbeitet hat, fuhr ich oft mit. Die Führerkabine gehört zu meinen eindrücklichsten Erinnerungen, nie zuvor fühlte ich mich so mächtig. Aber auch den Laderaum mit Hebeln und Knöpfen mochte ich sehr, genau wie die andere Chauffeure, die immer mit mir plauderten und mir etwas schenkten. Der Spass hatte ein Ende als ich zur Schule kam und mein Vater einmal mehr Job wechselte. Ein paar Jahre später arbeitete er als Fernfahrer, da konnte und wollte ich ihn nicht mehr begleiten.
Eben, die Probefahrt gestern. Das war mit BMW (ugs. ohne Artikel, selten sächlich). Eine wunderbare Fahrt! Ich fühlte mich wie eine albanische Mutter von fünf Söhnen, die zu einem der anstehenden Feste chauffiert wird. Umsäuselt von sanftesten Klimaanlagen aus verborgenen Winkeln lehnte ich in weichen Sultansesseln, während sich hinter mir die Sonnenblende senkte, sobald ein zu heisser Strahl meinen Rücken traf. Durch riesige Fenster sah ich die Landschaft vorbeiziehen, weder Anfahren noch Bremsen oder Unebenheit verursachten ein Wackeln – ich hätte meine hausgemachte Pasule bequem auf dem Schoss behalten.

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