Weiterbildungsnachweis 2007

Unter meinen Dringend-noch-im-alten-Jahr-erledigen-Sachen ist auch mein Weiterbildungsnachweis. Ich habe keine Ahnung, wie das in anderen Ländern und Kantonen abläuft, aber in Bern müssen die Schulen dem Kanton beweisen, dass ihre Lehrerinnen und Lehrer ihren Weiterbildungsauftrag wahrnehmen. Das ist genau wie Zusammenarbeit und Prüfungsabnahme Pflicht und im Lehrauftrag inbegriffen.
Bei uns an der Schule ist es so, dass ich per Ende Kalenderjahr in ein Formular eintrage, wie viel Weiterbildung ich machen müsste, was ich wiederum aus meiner Anstellungsverfügung abschreiben kann, auf welche der Weiterbildungsverantworltiche offensichtlich keinen Zugriff hat. Dieser Deklaration folgen vier Tabellen, in welche ich einschreibe, was ich im letzten Jahr gemacht habe.

  • Eine Tabelle ist für „fachliche Weiterbildung“. Bei mir waren das „Kennzahlen im Buchhandel.“
  • Dann eine Tabelle für „schulische Weiterbildung“. Da gehört alles hinein, was die Schule so erwartet wie zum Beispiel E-Learning-Bildung. Und ebenfalls das, was man zur Methodik, Didaktik und sonst in Sachen Pädagogik macht. Ich habe da letztes Jahr einen Tag zum Thema „Interdisziplinarität“ geworkshoppt und unsere Moodle-Plattform usen gelernt.
  • Dann gibt es eine Tabelle für die „persönliche Weiterbildung“, das wäre zum Beispiel so etwas. Dazu absolviere ich einfach meine Supervision und die deklariere ich nur, wo ich Lust dazu habe, beispielsweise im Blog. (Ich frage mich oft, warum das bei Lehrerinnen und Lehrern immer so „gspürig“ klingen muss und nicht etwas trockener ausgeschrieben werden könnte? Wollen Lehrpersonen das so?)
  • Die letzte Tabelle ist für „Projekte“, weil die ja meistens auch irgend eine Form von flankierender Weiterbildung brauchen. Lehrerinnen und Lehrer ohne „Projekte“ sind eine rare Spezies.
  • Irgend ein Verantwortlicher an der Schule kontrolliert dann von Ende Dezember bis Ende Januar (oder länger?) die Eingaben aller Lehrpersonen und addiert die Stunden. Dann rechnet er aus, ob die Schule die kantonalen Vorgaben erreicht und meldet stolz der Schulleitung, dass sie sie übertrifft. Natürlich gibt es faule Leute auch unter Lehrpersonen, aber bei den neuen Pflichten, die uns so anvertraut werden, kann man getrost davon ausgehen, dass die gemeine Schweizer Schule ihr Weiterbildungskontingent füllen kann ohne das Klischee der selbstverwirklichenden Bongo- und Raku-Kurse zu bedienen. Sowohl ich selber wie auch alle, mit denen ich Mitarbeitergespräche führe, haben ihre Weiterbildung um mindestens das Vierfache übertrieben.
    (Und die, die noch etwas zu absolvieren haben, können sicher im Januar noch rasch einen der hundert Pisa-Kurse „von den Finnen lernen“ besuchen. Hätten unsere Migrantinnen und Migranten von Priština bis Jaffna in einer DHL-Box Platz, ich hätte sie längst den Finnen geschickt, damit die ihren nächsten PISA-Lesetest ein bisschen aufmischen können. Verzeihung. Ich werde langsam PISA-Ranking-Rassistin. Auch die superenglischsprechenden Norwegerinnen und die flüssiglesenden Koreaner halte ich nicht für vergleichbar… Doch, doch ich finde PISA trotzdem gut. Und das mit der Vergleichbarkeitshürde ist inzwischen auch der EDK aufgefallen, vgl. Pressemitteilung „Eine erste PISA-Bilanz für die Schweiz“. Ich schweife ab – wie so oft. Eine Kernkompetenz der Steiner-Schule, die ich nicht mehr loswerde.)

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