Khomeinis langer Schatten

Nachdem die deutsche Presse online wie offline die Demos zum Al-Quds-Tag eher desinteressiert kommentiert hat (und ich das gar nicht schlecht finde), empfehle ich folgenden Blog-Lauf:
Start bei Bessere Zeiten, via dortigen Kommentar zum passenden Eintrag bei classless und von dort zur History bei scrupeda.
Und wenn der Iran schon so viele Schlagzeilen generiert: Was macht eigentlich Shirin Ebadi, die Friedensnobelpreisträgerin 2003? Immer noch vorgeladen – ohne Angabe von Gründen, versteht sich – beim Revolutionsgericht?
Wie der Al-Quds-Tag und die Fatwa gegen Buchmenschen ist auch das Revolutionsgericht eine Erfindung Khomeinis. Das sind die, die in den Achzigerjahren im iranischen TV Mütter für die Todesstrafe ihrer missratenen aufständischen Söhne flehen liessen. Flugblätter verteilen hat gereicht dafür. Das kennen wir doch irgendwoher.
Wer weiss, was Ahmadinedschad noch einfällt. Im Moment ist er abgesehen von seiner Rhetorik noch ziemlich schlampig. Wie anders können wir uns sonst das erklären?
UPDATE: Repolitisiert das Internet (…) by eDeomokrat.

4 Gedanken zu „Khomeinis langer Schatten“

  1. Vielen Dank für die Links über die Al-Quds-Tag-Demo in Berlin! Was das offenherzig antisemitische Bekenntnis Ahmadinejads angeht.: Ich bin froh, daß so einer tacheles redet und allen klar wird, was ja nicht nur er für Ansichten im Iran vertritt! Die hiesigen Politiker und die Presse ist zurecht empört – aber doch tun sie oft so, als wäre es nur eine Frage des Sprachgebrauchs, der zu kritisieren wäre. Und dann wird das als „Entgleisung“ gewertet, die dem passiert, der noch nicht gelernt hat, sich auf dem diplomatischen Parkett angemessen zu bewegen – sprich, seine antisemitischen Ansichten notdürftig zu tarnen. Ich halte es da mit Richard Chaim Schneider, der in einem sehr schönen Kommentar in der SZ vom 25.2.05 „Ich will den Antisemiten sehen“ genau gegen solche Tendenzen, die wahren Absichten hinter pc-Formeln zu verstecken geschrieben hat, anläßlich des damaligen Versammlungsverbots gegen die NPD am Brandenburger Tor. „Vertuschungstendenz“. Genau!

  2. Ich habe den Artikel gefunden und gelesen, vielen Dank für den Hinweis. Er stimmt – interessant auch die Beobachtungen im Österreich der Achzigerjahre. Als ich meine Lehe 1988 begonnen habe, waren alle ganz furchtbar geschockt von Deix*, der genau so offen pariert hat, und wir haben ihn verkauft wie warme Semmeln.
    Nur eine kleine Ergänzung (kein Widerspruch!) zur „Entgleisung“: Das ist etwas, was ich bei Jugendlichen kritisiere, aber auch bereit bin, ihnen eine 2. Chance zu geben. In der Arbeit mit Jugendlichen hat für mich das Problem „Sprachgebrauch“ einen hohen Stellewert, wegen dem Rassismus, der einfach ein Thema bleiben muss.
    *Auch aktueller wird er noch verwendet 😉

  3. Danke für den Deix!! Ja klar, Sprache zu reflektieren, ist unbedingt nötig mit Jugendlichen. Die sind dann oft ganz bestürzt, wenn sie realisieren, was sie da gesagt haben. Aber das Verstecken von gesellschaftlich eigentlich geächteten Ansichten hinter floskelhaften Sprachformeln ist geübte Praxis in Deutschland seit dem Philosemitismus der 50 er Jahre! Und der nutzt uns überhaupt nichts, denke ich.

  4. Ich denke genau wie du! Weiss natürlich, dass es in der Schweiz etwas anders aussieht. Hier begegne ich eigentlich nur einem Gerücht über den Juden:
    Wenn die so (hochnäsig, klotzig, eingebildet) tun – müssen sie sich halt nicht wundern, wenn… Wenn was, bleibt dann meistens schwammig wenn ich nachfrage.

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