Das lebendige Schaufenster

Es gab einst eine Buchhandlung, sie lag nicht im Zentrum der Stadt, doch nahe des Bahnhofes, und so eilten Tag für Tag hektische Pendler vor dem Geschäft hindurch, mit geübten Blicken auf die Armbanduhr und dem schnellen Voreinandersetzen der Füsse. Nur selten bog jemand in die Buchhandlung ein, im Schaufenster warteten die verstauben Bücher auf einen mitleidigen Käufer. Ausgestellt fanden sich ältere Werke der deutschen Literatur mit vergilbten Buchrücken und Neuerscheinungen mit schimmerndem Glanz auf dem Buchdeckel von der blassen Sonne, die ins Fenster fiel und dieses beleuchtete, denn Lampen suchte man vergebens. Deshalb beschränkten sich die Öffnungszeiten im Winter auf vier Uhr, das Geschäft lief schlecht. Die Zungen böser Buchhändler wetteten schon, wann sich die Türen für immer schliessen würden. Niemand kannte den Besitzer, man munkelte, er hätte den Laden schon längst aufgegeben und sich in einen Zug nach Rom gesetzt.

Aufs Ganze im neuen Pegasus. Ein amüsanter, richtig anschaulicher Schülerbeitrag ab Seite 3. Danke sehr!

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