Digital Pioneers?

Die Kaltmamsell hat auf uns „Digital Pioneers“ aufmerksam gemacht und schöne Beispiele aus der eigenen Vita eingeflochten. Lesenswert sind auch die Kommentare dort und vielleicht sogar das ausschlaggebende Buch. Ich finde sowieso, wir Pioniere hätten noch Potential. Wie immer liegt es an den Gründern, genügend über das Gegründete zu reflektieren, um das Gute gut, das Schlechte fern und das Unternehmen zeitgemäss zu halten. Das ist im babylonischen Netz jedoch eine Herausforderung und am eigenen Küchentisch ziemlich nutzlos – deswegen wird vergleichsweise selten (laut) von der Generation Print-und-Online übers Netz nachgedacht.
Ich habe vorhin in meinen Notizbüchern nachgeschaut, was ich in den Jahren vor dem Bloggen übers Netz geschrieben habe und nur dreieinhalb Stellen gefunden, wo etwas Entsprechendes vorkommt. Da alte Texte sowieso immer peinlich sind, kann ich sie ebenso hier vermerken:

Jahr 2000, Notizen, die ich zu einer Einführung über E-Kommunikation in einer Gruppe von Leseförderern gemacht habe:

Ich warne Sie: Ich bin Buchhändlerin. Ich lebe durch das Lesen und das ist nach wie vor nicht besonders populär und qualifiziert einen auch nicht, über elektronische Kommunikation zu sprechen..

Jahr 2000, es hatte irgend etwas mit Zoë Jennys Zweitling zu tun, ich unterrichtete damals noch das Fach „Neuerscheinungen“:

Einerseits wird immer wichtiger wie wir alle aussehen, die junge Autorin hier kriegt man zwar gut geschminkt und halb entblättert zu Gesicht, nach einem originalen Satz aus ihrem neuen Buch jedoch muss man fahnden. Andererseits ist es zum Beispiel im Internet völlig üblich, dass jeder sein eigenes Bild von sich, von Objekten und Erlebnissen schafft, dem, was die Romantiker sich einst vorgestellt haben gar nicht unähnlich.

Jahr 2002, nie verwendete Notizen für – keine Ahnung. Vielleicht für die Schule:

Das Internet ist wie die Welt. Hier wunderschön, da abgründig, einmal unvorstellbar brutal und hauptsächlich einfach nützlich. Eine Plattform, auf der man lernen und sich austauschen kann. „Information is power, use it, share it.“ Aber kriegen wir die Information, die wir wollen? Und ist die Information, die wir wollen, immer die, die wir auch brauchen?

ca. Jahr 2003, nie erschienener Werbetextentwurf für einen nie erschienenen Ratgeber:

Heute haben wir eine neue Generation von Menschen, die kein Leben ohne Internet kennt. Es sind die Kinder der ersten Elterngeneration, die ihrerseits über Internetkompetenz verfügt. Höchste Zeit also, das Internet in die Erziehung einzubauen. Denn der angemessene Umgang mit dem Internet wird für unsere Kinder genauso wichtig wie der Umgang mit Geld. Deshalb: Früh anfangen, bewusst dosieren, gut kontrollieren.

(Heute weckt das Internet in mir nur noch wenige der positiven Gefühle von vor zehn Jahren. Das liegt an der Gewohnheit, am Alter, an der schwindenden Printleserschaft, am Netzkommerz, an Google, an der ermüdenden Netzerziehung, die ich in meiner Funktion als Mutter und als Lehrerin zu leisten habe und sicher auch an den üblichen Usergebrechen.)

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