Zum Weltfrauentag? Games.

Die internationale Tage, die UNO-Tage, sind erfunden worden, um Themen Aufmerksamkeit zu verschaffen, die einen erklecklichen Teil der Menschheit betreffen ohne selbige wirklich zu interessieren. Es ist am Menschenrechtstag einfacher für Amnesty, eine Demobewilligung vor dem Bundeshaus zu bekommen, es ist erfolgreicher, wenn die Unicef am Weltkindertag ihre Kampa gegen Kinderprostitution lanciert, und heute, am Weltfrauentag, kriegen die Organisationen eher Publicity für ihren Kampf gegen die Mädchenbeschneidung.
Die Schweizer Presse geht bis auf die Gesundheitstage (Welt-Aids, Welt-Nichtraucher) nicht davon aus, dass man mit UNO-Tagen jemanden hinter dem Ofen hervorholt. Auf den 8. März wird nur dort eigegangen, wo Frauen auch das übrige Jahr viel zu sagen haben. Meine heutigen Empfehlungen sind nicht online, die Macherinnen müssen ja auch von etwas leben.
Zum einen empfehle ich die aktuelle WOZ, die den Geschlechtermärz ausgerufen hat. Sie bringt ein doppelseitiges Interview mit vier Frauen, welches mir neben Erkenntnis und Eingeständnis auch ein paar entspannte Lacher verschafft hat.
Zum anderen empfehle ich die Frauenzeitung „Fraz“, die mit Trouvaillen unter dem Oberthema „Mütter und Töchter“ punktet. Besonders gefallen haben mir der Artikel „Auf Abwegen – wie ich trotz und wegen meiner Mutter Feministin wurde“ von Monica Jeggli und die Geschichte „Meine Mama, das Gamen und ich“ von Sandra Simic, aus der ich kurz zitiere:

Es fing damit an, dass wir einmal zu Weihnachten einen Nintendo NES geschenkt bekamen. Das war die erste Spielkonsole von Nintendo, die 1983 auf den Markt kam. Und weil wir Kinder uns vor dem klobigen Teil fürchteten, musste sie halt vorspielen. Und wie gut sie war! Von da an war das Gamen ein liebevoller und lustiger Familienevent. Mein Vater nahm allerdings selten daran teil, vor allem weil er auf Montage war. Er hat sich für die Kiste nie sonderlich interessiert – worbei er und meine Mutter trotzdem auch mal in einer Nachtaktion ein ganzes Game durchgespielt haben (eine Leistung, da man den Spielstand damals noch nicht abspeichern konnte). (…) Meine Mama lachte die anderen Mütter auch immer aus, wenn diese meinten, ein Mädchen sollte sich lieber mit Barbies beschäftigen. Mit der Zeit entwickelte ich gewisse Vorlieben für inhaltich stärkere Games. Diese spiele ich auch heute noch. Ich werde sogar dafür bezahlt, dass ich sie für Onlineportale rezensiere.

Sandra Simic nimmt am 12. April – mit gemischten Gefühlen – am Podium der Veranstaltung Login der Suchtpräventionsstelle Zürich teil. Trotzdem lässt sie es sich nicht nehmen, in der Marktwüste der Frauengames drei Oasen zu empfehlen:

  • ALICE IN WONDERLAND: Mädchen mit Killerinstinkt (Ego-shooter, PC Game Schwerpunkt Inhalt)
  • FREAK OUT: Kleine Schwester ganz stark (Abtenteuer, Playstation 2, Schwerpunkt Inhalt)
  • REZ: Magische Wesen und das gewisse Etwas (Abenteuer-shooter, Playstation 2, Schwerpunkt Design)
  • Soweit ich das beurteilen kann, sind alle drei nicht jugendfrei.
    Schönen 8. März allerseits.


    Fraz März 2008: Mütter und Töchter

    5 Gedanken zu „Zum Weltfrauentag? Games.“

    1. Oh ja, schnüff, kaltmamsell. Bei mir hat ausser meinem lieben schwulen Freund niemand auch nur ein Wort zum Weltfrauentag verloren, geschweige denn eine Rose geschenkt. Aber Demo war schon und ich bin selber schuld, bin ich aus Haushaltsgründen nicht hingegangen.

    2. Bei mir sassen 15 Frauen zu Tische und
      meine vorläufige Mitbewohnerin, Filialleiterin in einer Coop, verteilte all ihren Mitarbeiterinnen Rosen.
      Albanerinnen übrigens sehnen diesen Tag das ganze Jahr herbei, weil es quasi ihr einziger Ausgang bedeutet, zu dem die Männer ihnen „viel Spass“ wünschen.

    3. Tisha: wunderbar! Das ist, warum ich UNO-Tage sehr gut finde und es mir nicht nehmen lasse, auch in der Schule regelmässig drauf hinzuweisen.

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