Testbeispiel

Weil die Notenarbeiten vom Semesterende nun durch und die Bewertungen gemacht sind (jedenfalls mehrheitlich – Nachholtests gibt es bis zur letzten Minute), hier wiedermal ein konkretes Beispiel meines Tuns.
Ich finde Erfolgskontrollen herausfordernd und habe lange nicht begriffen, wie viel Zeit sie brauchen. Ich erstelle von einer thematischen Serie mindestens zwei, oft aber vier Tests, weil wir Parallelklassen und enge Schulzimmer haben.
Inzwischen bereite ich die Testfragen laufend nach einzelnen Unterrichtsstunden vor und beginne nicht wie einst im Papierberg nach Ideen zu wühlen, wenn ein Thema abgeschlossen ist. Nur so ist die „Auftragstreue“ – wie das ein geschätzter Kollege nennt -einzuhalten. Denn Unterricht läuft nie genau so, wie man das geplant hat. Hier wird ein Blatt weniger abgegeben, da geht ein Fachwort unter, dort überspringt man einen Abschnitt, weil irgend etwas Aktuelles wichtiger ist.
Wenn ich sage, ich teste in der nächsten Stunde dies und jenes, was wir in der Zeit von dann bis dann durchgenommen haben, ist das nämlich ein Auftrag, den ich erteile und der stimmen muss. Mit mündlichen Noten nicht minder: wenn ich den Auftrag gebe, ein Referat über ein Thema zu halten, dann muss ich die Kriterien vorher mitteilen und mich bei der Bewertung daran halten. Nicht nur aus moralischen Gründen, sondern auch, um mir Diskussionen zu ersparen.
Sicher zeigen Studien, dass altgediente Deutschlehrer mit Kriterienblatt und nach Gefühl auf die gleichen Noten kommen – aber ich bin ja leider kein altgedienter Deutschlehrer.
Testbeispiel.
Mit Lösungen.

1. Weihnachtsgeschäft (2007)

Wie schon 2004, 2005 und 2006 gebloggt, mache ich jährlich eine kleine Umfrage bei den neuen Azubis über „Tops und Flops“ im Weihnachtsgeschäft. Diesen Aussagen gehören fortan und bis Ende 1. Lehrjahr die ersten fünf Minuten jeder Lektion.
Ergebnisse 1. Lehrjahr A 2007
Ergebnisse 1. Lehrjahr B 2007
Zuerst kommt „Top“ und wir freuen uns. Dann kommt „Flop“ und eine kurze Diskussion (mit Tafelprotokoll) darüber, wie wir genau den vermeiden könnte. Dieses Jahr moderiere ich hier erstmals nicht selber, sondern jemand aus der Klasse wird das Gespräch leiten. Es gibt nicht nur einen Klimawandel im Klassenzimmer, wenn anstelle der Lehrerin eine Schülerin moderiert, es gibt auch viel schneller eine Gedankensturm-Stimmung. Man entfernt sich von den Theorien der „Aktiv-Zuhören“-Gurus und kommt am Ende doch meist wieder zum gleichen Schluss wie sie – aber irgendwie anders. Besser, als wenn die Lehrerin mit der Fachliteratur im Hinterkopf dirigert. Ob sich genügend Freiwillige melden oder ob ich zuteilen muss? Mmmh. Das klärt sich nächste Woche.

Weiterbildungsnachweis 2007

Unter meinen Dringend-noch-im-alten-Jahr-erledigen-Sachen ist auch mein Weiterbildungsnachweis. Ich habe keine Ahnung, wie das in anderen Ländern und Kantonen abläuft, aber in Bern müssen die Schulen dem Kanton beweisen, dass ihre Lehrerinnen und Lehrer ihren Weiterbildungsauftrag wahrnehmen. Das ist genau wie Zusammenarbeit und Prüfungsabnahme Pflicht und im Lehrauftrag inbegriffen.
Bei uns an der Schule ist es so, dass ich per Ende Kalenderjahr in ein Formular eintrage, wie viel Weiterbildung ich machen müsste, was ich wiederum aus meiner Anstellungsverfügung abschreiben kann, auf welche der Weiterbildungsverantworltiche offensichtlich keinen Zugriff hat. Dieser Deklaration folgen vier Tabellen, in welche ich einschreibe, was ich im letzten Jahr gemacht habe.

  • Eine Tabelle ist für „fachliche Weiterbildung“. Bei mir waren das „Kennzahlen im Buchhandel.“
  • Dann eine Tabelle für „schulische Weiterbildung“. Da gehört alles hinein, was die Schule so erwartet wie zum Beispiel E-Learning-Bildung. Und ebenfalls das, was man zur Methodik, Didaktik und sonst in Sachen Pädagogik macht. Ich habe da letztes Jahr einen Tag zum Thema „Interdisziplinarität“ geworkshoppt und unsere Moodle-Plattform usen gelernt.
  • Dann gibt es eine Tabelle für die „persönliche Weiterbildung“, das wäre zum Beispiel so etwas. Dazu absolviere ich einfach meine Supervision und die deklariere ich nur, wo ich Lust dazu habe, beispielsweise im Blog. (Ich frage mich oft, warum das bei Lehrerinnen und Lehrern immer so „gspürig“ klingen muss und nicht etwas trockener ausgeschrieben werden könnte? Wollen Lehrpersonen das so?)
  • Die letzte Tabelle ist für „Projekte“, weil die ja meistens auch irgend eine Form von flankierender Weiterbildung brauchen. Lehrerinnen und Lehrer ohne „Projekte“ sind eine rare Spezies.
  • Irgend ein Verantwortlicher an der Schule kontrolliert dann von Ende Dezember bis Ende Januar (oder länger?) die Eingaben aller Lehrpersonen und addiert die Stunden. Dann rechnet er aus, ob die Schule die kantonalen Vorgaben erreicht und meldet stolz der Schulleitung, dass sie sie übertrifft. Natürlich gibt es faule Leute auch unter Lehrpersonen, aber bei den neuen Pflichten, die uns so anvertraut werden, kann man getrost davon ausgehen, dass die gemeine Schweizer Schule ihr Weiterbildungskontingent füllen kann ohne das Klischee der selbstverwirklichenden Bongo- und Raku-Kurse zu bedienen. Sowohl ich selber wie auch alle, mit denen ich Mitarbeitergespräche führe, haben ihre Weiterbildung um mindestens das Vierfache übertrieben.
    (Und die, die noch etwas zu absolvieren haben, können sicher im Januar noch rasch einen der hundert Pisa-Kurse „von den Finnen lernen“ besuchen. Hätten unsere Migrantinnen und Migranten von Priština bis Jaffna in einer DHL-Box Platz, ich hätte sie längst den Finnen geschickt, damit die ihren nächsten PISA-Lesetest ein bisschen aufmischen können. Verzeihung. Ich werde langsam PISA-Ranking-Rassistin. Auch die superenglischsprechenden Norwegerinnen und die flüssiglesenden Koreaner halte ich nicht für vergleichbar… Doch, doch ich finde PISA trotzdem gut. Und das mit der Vergleichbarkeitshürde ist inzwischen auch der EDK aufgefallen, vgl. Pressemitteilung „Eine erste PISA-Bilanz für die Schweiz“. Ich schweife ab – wie so oft. Eine Kernkompetenz der Steiner-Schule, die ich nicht mehr loswerde.)

    Umfrage bei Ehemaligen

    Lehrerinnen und Lehrer arbeiten vielleicht nicht alle gleich, aber Ähnlichkeiten gibt es entweder weil etwas gut ist oder weil es einfach alle so machen. Ich dachte zum Beispiel, ich könne mich dieser blöden Planung mit Kalenderwochen entziehen – aber mitnichten. Das geht nicht im Schulwesen. Ich halt jetzt auch.
    Das Wochende der Kalenderwoche 46 ist reserviert für eine Umfrage. Ich schicke allen, die die Lehre vergangenen Juni abgeschlossen haben, ein Wie-geht-es-denn-so?-E-Mail. Darin frage ich auch Konkretes. Und das geb ich dann dem Jahrgang, der nächsten Juni abschliessen wird, weiter. Zu dem Zweck mache ich mit meiner Kollegin einen Perspektive-Halbtag im Februar (ich berichtete).
    Weil niemand von mir eine lückenlose Erhebung erwartet und weil ich mich nicht langweilen mag, stelle ich nicht immer genau die gleichen Fragen. Heuer habe ich gefragt:
    1. Ihre momentane Arbeits- und Lernsituation?
    2. Wie und warum sind Sie dort hingekommen? (Umwege, Anfragen?)
    3. Gefällt es Ihnen? Zukunftspläne?
    Innerhalb weniger Stunden hatte ich bereits acht Antworten. Jemand schrieb aus Amerika, zwei aus England, alle hatten beeindruckend konkrete Pläne für die Zukunft, zwei auf mehrere Jahre hinaus. Fast alle machen bereits eine Weiterbildung oder planen eine solche: Fremdsprache, Berufsmaturität, Detailhandelsspezialistin.
    Klar versuche ich im Voraus zu erraten, was die Lernenden ungefähr machen. Von vielen weiss ich es, weil wir sowieso in der Branche den Kontakt pflegen. Doch dieses Jahr hatte ich erstmals ein Reply von jemandem, der unverzüglich aus der „Mailingliste“ gelöscht werden wollte. Ich gebe gerne zu, dass ich ein wenig beleidigt war. Üblicherweise antworten Ehemalige die der Meinung sind, was sie täten ginge mich nichts an, einfach nicht und kriegen natürlich nie wieder eine Anfrage. Doch mehrheitlich melden sie sich wohl wissend, wie froh sie selber um diese konkreten Perspektiven gewesen sind.

    Bücher, die keiner kennt

    Leere Schulhäuser eigenen sich zum Füllen von leeren Schaukästen. Ich und mein ehemaliger Chef haben uns zwei Schaukästen aufgeteilt.
    Er hat ausgestellt:

  • Bücher, die einst jeder kannte
  • Ich habe ausgestellt:

  • Bücher, die keiner kennt
  • In seinem Schaukasten hängt ein Manifest für das Lesen. Auf eine Bücherliste der Klassiker hat er verzichtet („kennt doch sowieso jeder!“).
    Ich habe etwas weniger präsentiert, weil es mir an Präsentationsständern fehlte (die mitlesenden Buchhändler wissen, wovon ich rede). Ich stelle jedoch lieber weniger aus, anstatt viel Verbogenens. Zu jedem ausgestellten Buch habe ich den Titel und eine ganz knappe Begründung geschreiben, weshalb es unbekannt ist.
    Die Mutter, wie sie keiner kennt
    Mein Ziel ist, möglichst viele Leute im Schulhaus zu veranlassen, kurz oder lang stehen zu bleiben. Und natürlich freue ich mich schon auf die, die mir sagen werden, dass sie das eine oder andere ausgestellte Stück sehr wohl kennen. Die Intervention des Publikums ist für jede Schaufenstermacherin erstrebenswert. (Und was ich unterrichte, sollte ich natürlich auch beherrschen.)
    Natürlich ist auch die virtuelle Intervention möglich. Wer über eines der unbekannten Bücher mehr wissen möchte, frage einfach im Kommentar danach. Die mit „*“ wurden in diesem Blog bereits besprochen oder zumindest erwähnt.
    „Bücher, die keiner kennt“ weiterlesen

    Beginners

    Die Warm-up-Woche ist vorbei und sie war Tag und Nacht und auch am Sonntag eine arbeitsreiche. Wie im Hinterstübchen längst erkannt, gibt’s grosse Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Väter-Lehrer sind ausgeschlafen, gut gelaunt und kommen oft zu Wort. Mütter-Lehrerinnen fühlen sich innert Kürze wie gammliger Belag in einem schwer verdaulichen Sandwich. Die Kind-Schüler haben noch keine Schule, aber ellenlange Listen mit Dingen (Bonnechance, Hotline, Wörterwürfel, Farb- wie Rollstifte, Turnhose, Vorhängeschloss, Passfotos), die für den ersten Schultag vorzubereiten wären.
    Diary 1
    Die Mütter-Lehrerinnen haben in der letzten Ferienwoche Einführungskurse, Präsentationen, Schlüsselformulareausfüllen, Schrankdebatten, Besichtigungstouren, Konferenzen, Differenzen und die Campingware noch immer ungeordnet (von der Wäsche nicht zu reden). Dazwischen gibt es ein Lunchpaket, kochen reicht weissgott nicht auch noch.
    Diary 2
    Und wer das Kind zu Kollegen schaufelt, bekommt spätestens am übernächsten Tag Kindes-Kollegen – völlig legitim! – zurückgeschaufelt. In diesem Fall muss ich doch an den Herd, sonst beissen die übermütigen Jungtiere am End‘ noch einander an. Ich will ja die mangelnde Fürsorge der Mütter-Raben nicht noch um Kannibalismus ergänzen.
    Diary 3
    Jetzt ist es getan. Alles bereit und ausgedruckt. Mein Semesterplan für die Neuen gefällt mir richtig gut, ich freue mich anzufangen. Nur der Drucker im Büro will nicht mehr. Ein eigens Büro ist zwar auch mit kaputtem Drucker schön und die Einrichtung sowieso kein öffentliches Thema. Nur soviel: Treue Leserinnen und Leser kennen meinen Tisch bereits. Ich habe ihn jetzt einmal umgedreht und mich dahinter platziert. Feng Shui für Vorgesetzte. Mit diesem Titel gibt es garantiert ein Buch.

    Voilà!

    Alles fertig. Zwei Wochen Prüfungen, alles korrigiert, zweitkorrigiert, besprochen, Notendurchschnitte gerechnet, verglichen, abgeliefert. Kisten von Prüfungen stapeln sich in den Büros unserer Schule. Nächste Woche sind Notenkonferenzen, übernächste beschliessen wir die Auszeichnungen, danach feiern wir die neuen Berufsabschlüsse.
    Buchhändlerinnen, die einen eigenössischen Fähigkeitausweis bekommen wollen, müssen folgende Fächer abschliessen:
    Schriftlich:
    Kulturkunde & Muttersprache
    Warenkunde
    Betriebskunde
    Französich
    Englisch
    Rechnungswesen
    Korrespondenz & Textverarbeitung
    Mündlich:
    Kulturkunde & Muttersprache
    Warenkunde technisch
    Betriebs- und Verkaufskunde
    Französisch
    Englisch
    Projektarbeit (Präsentation)
    Praktisch:
    Verkauf
    Bibliografieren
    Die praktische Prüfung hat eine sog. „Fallnote“, was bedeutet, dass durchgefallen ist, wer sie nicht besteht, egal wie gut er in den anderen Fächern ist. Das ist soweit ich weiss bei allen Berufen so und geht darauf zurück, dass keine Branche Berufsleute haben will, die den Beruf nicht können.
    Wie ich schon im Vorjahr angedeutet habe, halte ich unser Qualifikationsverfahren für überladen und freue mich auf die Reform, die immerhin parziell Vereinfachung vorsieht. Man traut sich inzwischen in der Schweiz unorthodoxe Dinge wie eine Fremdsprache nur schriftlich und die andere nur mündlich zu prüfen.
    Den diesjährigen Prüfungsplan hab ich mir als Andenken gescannt. (Achtung: gross und für Aussenstehende wohl eher nichtssagend.)

    Blöde Frage

    Wie viele Herausforderungen des Lebens, ist auch der Umgang mit Kundenreklamationen in der Theorie sehr einfach. Man kann die Liste leicht auswendig lernen:

  • Ausreden lassen
  • Entschuldigen
  • Solidarisieren
  • Lösung anbieten
  • Der Ablauf ist in unserem Lehrmittel von Jörg Winter festgehalten, und ich wollte ihn vermitteln, üben und den Erfolg messen, ganz wie es sich gehört.
    Ich fragte im Test:

    Welche Punkte/Stichworte sind nach Jörg Winter für den Umgang mit Reklamationen absolut zentral?

    Hui! Ich bekam ein Sammelsurium an Antworten:

    Kunden-Ausreden lassen

    Nie Kollegen anschwärzen

    Emotionale Intelligenz

    Alternativen!

    Sich mit dem Kunden verbünden

    Blickkontakt

    Wer blöde Fragen stellt, bezahlt’s beim Korrigieren.

    Nicht persönlich nehmen!

    Gerade Haltung

    Oberstes Gebot: „Freundlichkeit“!

    Fragen, ob er uns die Chance gibt, den Fehler gut zu machen.

    Sagen: „Oh! Da wäre ich auch aufgebracht!“

    Keine negativen Sätze.

    Das Kind gab mir laufend Ratschläge.

    Criss-Cross

    (Meine Schonzeit hat geholfen, der Arm hat sich freundlicherweise wieder zu meinem übrigen Körper gesellt und braucht nicht länger betäubt zu werden. Auf Auffahrt hin muss ich immer besonders tipp-fit sein, denn da schreibe ich alle mündlichen Prüfungsfragen samt Auswahlsendung an Antworten alles-neu-macht-der-Mai auf. Danke noch einmal für die Genesungswünsche.)
    Die letzten beiden Nächte habe ich hälftig mit Kreuzworträtseln verbracht. Schon lange suche ich nämlich eine Möglichkeit, den Fachwortschatz zu trainieren. Ich habe von Tests über Glossare und Lückentexte in Einzel- Partner- und Teamarbeit die ganze Methodenvielfalt walten lassen. Leider funktioniert das nur im Schulzimmer und während der Schulzeit, die Anwendung des Fachwortschatzes untereinander ist danach so mangelhaft wie zuvor.
    Früher – als alles noch besser war – lernte der Lehrling vom Chef wie man in der Branche was nannte. Ob etwas eine Remittende ist oder eben ein Umtausch, ob zuerst das fliegende Vorsatzpapier oder der Schmutztitel kommt, was es mit dem Buchbinder und was es mit der Bauchbinde auf sich hat, ob Koch, Neff und Volckmar ein Borsortiment, eine Verlagsauslieferung oder ein Kommissionär ist begriff man im Nu. Auch die „Hurenkinder“ unterschied man locker von den „Waisenkindern“, Bezugsformen sowie Rabattarten konnte man im Schlaf runterrasseln, und wenn ein Schutzumschlag kaputt ging, bestellte man genau diesen nach und schickte nicht das ganze Buch zurück „weil Cover defekt“.
    Heute stellt sich mir die Frage, was von diesem Branchencode noch zu vermitteln und nützlich ist. Die Antwort aus Deutschland ist eindeutig: Alles! Die Antwort aus der Schweiz ist eher vage und geht in Richtung „weniger ist mehr“. Aber welche Begriffe zentral sind, darüber herrscht bei den Buch-Eidgenossen keine Einigkeit. Das wiederum bedeutet für mich, dass ich meine Liste der unentbehrlichen Fachbegriffe laufend neu zu definieren habe.
    Unter anderem deswegen habe ich Kreuzworträtsel gemacht. Kreuzworträtsel lösen die Schülerinnen schliesslich zu jeder unpassenden Gelegenheit, egal wie stupide und langweilig diese auch sein mögen. Schülerinnen-Hirne sind offensichtlich bereit, die neu erworbenen Begriffe zu behalten und wieder und wieder anzuwenden. Wenn’s im Criss-Cross aufgeht, gibt das ein Gewinnergefühl. Und wenn die Schule davon nicht profitiert, ist ihr auch nicht zu helfen!
    Der Puzzlemaker beispielsweise bietet Gelegenheit, sehr rasch eigene Kreuzworträtsel zu kreieren. (Wegen Layout-Mängeln will ich mich aber nach einem käuflichen Kreuzworträtselprogramm umsehen, Tipps willkommen.)
    Während mir geschlossene schriftliche Fragen sonst widerstreben, weil sie bloss einen riesigen Kontrollaufwand (Stichwort Abschreiben und Spickzettel) generieren und die Schülerinnen höchstens auf Taxonomiestufe 2 bringen, finde ich sie bei der Kreuzworträtselkreation richtig spassig. Win-Win.
    Und zum Schluss ein (noch nicht zu Ende durchdachtes) Beispiel.

    Spickzettel

    Wie jeder weiss, gibt es unzählige Möglichkeiten zu spicken. Für Spickzettel strengen ganze Generationen ihre Hirnzellen gegenüber dem Unterrichtsstoff um ein Vielfaches an. Ich habe damit zwar kein moralisches Problem, verzichte aber an dieser Stelle auf ein Ranking der besten Spick-Ideen. Denn das gibt es ja schon in verschiedensten Schülerforen. (Allerdings wüsste ich von keiner Website, auf welcher Lehrer und Lehrerinnen sich dazu äussern, was gute Spickzettel sind. Und das wäre ja eigentlich die Goldgrube.)
    Spickzettel sind bekanntlich das Resultat geschlossner Fragen. Sie eignen sich für Definitionen, Jahrzahlen, Formeln, Zitate. Wer Zusammenhänge aufzeigen oder gute Aufsätze schreiben soll, profitiert nur mässig.
    Jedenfalls habe ich mich mit einer Klasse richtig amüsiert. Alle meine sechs Klassen schreiben nämlich diese Woche Tests, die Parallelklassen zum gleichen Thema. Bevor ich heute die Tests austeilte, machte mich eine Schülerin darauf aufmerksam, dass auf ihrem Pult ein Spickzettel zu eben diesem Thema stehe, der dann „im Fall“ nicht von ihr sei. Da ich kein Putzmittel zur Hand hatte, habe ich mir den Spicker kurzerhand (zwecks Chancengleichheit) 1:1 an die Tafel diktieren lassen:

    LUG: Auskunft: häufigkeit Zeitraum verkauf
    WWS: überprüfen Beständ bis Verkauf

    Da im Test die Frage:

    Worüber gibt die LUG Auskunft? Erklären Sie kurz theoreitsch.

    und auch die Frage:

    Schreiben sie vier Stichworte zum Vorteil des WWS auf.

    vorkamen, war dieser Spickzettel eigentlich ganz gut geplant. Was zeigt, dass ich frage, was ich ankündige, was mir wiederum Lehrerinnenkarmapunkte bringen sollte.
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