Bücher: Ein Geben und Nehmen

Eine Unmenge Arbeit (…). Unendliche, pausenlose Erschöpfung. Ich kann an überhaupt nichts anderes mehr denken. Ich kämpfe mit der Zeit, und dabei wird mein Kopf leer. Andererseits arbeite ich gern, und dieses Tempo… das eigentlich etwas für ganz junge Autoren ist… reisst mich mit.

– Imre Kertész in Letzte Einkehr

Lese ich gerade, habe ich bekommen. Und auch Carambole, Gewäsch und Gewimmel, Die fliegenden Bücher, Das wahre Drama des begabten Kindes und Les Dents du Recoin. Seit dem ersten Tag meines Lesens verblüffen mich dessen Möglichkeiten.
Verschenken werde ich Menschen am CERN, Taschenwelten, Wir sind die Deinen, Frauen und ihre Katzen und ein weiteres Dutzend.

Wochenrückblick

Vom Montag handelt mein letzter Eintrag, es ging um die Zukunft des Buchhandelsberufes. Dienstags fand das Treffen der Schweizerischen Kommission für Berufsentwicklung und Qualität im Buchhandel (kürzer: „B&Q Buchhandel“) statt. Unsere Schule war dieses Mal Gastgeberin und ich daher ein wenig erleichtert, als es vorbei war, obwohl’s gut war.
Mittwochs reiste ich in der Herrgottsfrüh nach Zürich, um einen Tag lang die Prüfungen der Call Center Agents mitzuverfolgen. Einer meiner wichtigsten Termine dieses Schuljahr, denn ich lernte hier, wie man eine Prüfung abnehmen und bewerten kann, zu der es kein einziges Blatt Papier gibt. Die Gespräche werden aufgezeichnet. bewertet und archiviert wird diese Aufzeichnung. Wie das im Detail funktioniert muss ich wissen, um meinen Job als Prüfungsleiterin bei ersten Jahrgang der neuen Lehre gut zu machen. Noch bin ich daran, meine Erfahrungen dieses intensiven Tages auszuwerten. Aber ab Dezember werde ich die Anweisungen und Leitfäden verfassen können, die wir für unsere Prüfung brauchen werden, und liege somit im Zeitplan. Die ersten Abschlussprüfungen schweizweit für die Grundbildung Fachleute Kundendialog findet von Mai bis Juni 2014 statt. Es bleibt viel Arbeit, aber es ist mir jetzt klar, welche.
Am Donnerstag hatte ich zahlreiche interne Sitzungen. Der Tag war zwar ergiebig, aber er erschien mir endlos. Freitags besuchte eine Verlagsvertreterin unsere Schule, was wieder etwas Power gab. Auch wenn sich dieser Beruf stark verändert, es sind immer noch zu 90% gelernte Buchhändlerinnen und Buchhändler, die ihn erfolgreich ausüben, es bleibt also eine Berufsperspektive für unsere Lernenden. Und es scheint inzwischen den allermeisten Branchenteilnehmern bewusst, dass die Vertreter, die die Verlage und deren Produktion aber eben auch eine Region sehr gut kennen, unentbehrlich sind. Samstag und Sonntag war ich in einem Stimmseminar. Die Stimme ist neben dem Computer und dem Handy mein wichtigstes Werkzeug. Es war höchste Zeit, ihr einmal zwei Tage volle Bedeutung beizumessen.
Jetzt bin ich müde und geh früh zu Bett, morgen ist ein lauter Montag.

Randnotiz: Zukunft Buchhandel

Wir – die Buchhandelsbranchenvertreter der Schweiz – haben uns heute getroffen, um folgende Frage zu klären: „Braucht es in fünf Jahren noch Buchhändlerinnen und Buchhändler?“ Wie wollen wir planen? Womit können wir rechnen? Von Handlungskompetenzen bis Flächenrückbau in Quadratmetern kann man vieles diskutieren. Doch am Ende des Tages ist es eine Frage für die Kundschaft. #Kristallkugel

Pegasus 113: Differenzen

Ich kann mich ziemlich aufregen über den Buchhandel, Sie kennen das. Fehleinschätzung (Markt!), Fehlinterpretation (Kundenwunsch!), Fehlkalkulation (Einkauf!), Naivität (Prognosen!). Was haben wir einander in dieser Branche schon alles vorgeworfen.
Harmonie wäre schön, aber Differenzen sind buchhändlerischer. Bücher entstehen nicht aus stillem Glück, jeder Titel ist ein Resultat langen Ringens um richtige Entscheidungen. Auch Leser entschliessen sich selten aus einem Gefühl völliger Zufriedenheit mit sich und der Welt für ein Buch. Es spricht sie an, weil sie etwas ergänzen, aufholen, weitergeben oder finden wollen, und sei es die eigene Meinung. Emotionen gehören zu unserem Geschäft.

Der neue Pegasus ist da.

Azubis an der Buchmesse

Wir reisen jeweils am Donnerstag an, ab 15.00 Uhr haben die Azubis Termine. Die Frankfurter Buchmesse erscheint beim ersten Besuch riesig. Doch weil wir die Standorte schon im Vorraus angeschaut und die meisten den Hallenplan auf dem Handy haben, kann’s trotzdem schnell losgehen.
Wir unterscheiden individuelle und offizielle Meetings. Die individuellen Treffen müssen die Azubis im Vorfeld selber vereinbaren. Das kann aus purem Interesse geschehen oder weil sie ein Verlagsportrait erstellen. Das dazugehörige Leistungsziel aus der Verordnung heisst: Buchhändlerinnen beurteilen die Wirkung eines Verlages anhand seines Auftritts an einer Buchmesse und präsentieren die Ergebnisse anderen Lernenden.
Die offiziellen Verlagsmeetings werden vorab vom Verband organisiert. Verschiedenste Verlage empfangen dabei eine Gruppe Azubis und geben Auskunft über Geschichte, Motivation, oft sogar Umsatzzahlen und Zukunftspläne. Diese Treffen sind für die Lernenden spannend, weil sie dort die Vielfalt des Verlagsschaffens erkennen, ob Peter Hammer, Moritz, ob Reprodukt oder Piper, ob AT oder Reise Know-How, Wagenbach oder Carlsen: Die Azubis werden ausnahmslos von hochkarätigem Personal empfangen. Bei C.H. Beck, der dieses Jahr sein 250. Jubiläum feierte, waren sogar die Verleger der ältesten Generation zugegen. Es spricht sich dann ganz ungezwungen über die Geschichte des Familienunternehmens, samt Leiden und Freuden von einst bis heute.
Weiter bringen viele der Azubis auch Aufgaben aus ihrem Lehrbetrieb mit. Das kann beispielsweise heissen, dass sie beim Stand eines schwer erreichbaren, ausländischen Verlages Prospekte abholen oder gezielt nach Non-Books suchen, die sich in der kommenden Weihnachtszeit als Zusatzverkauf eignen.
Zudem haben Sie Aufgaben aus der Schule, dieses Jahr betrafen diese E-Books, also digitale Bücher (nicht Lesegeräte) und Marketingmassnahmen der Verlage gegenüber den Buchhandlungen.
Ebenfalls zum Programm gehört, den Ehrengast zu besuchen und mindestens eine weitere Veranstaltung, sich dazu Notizen zu machen und eine Meinung zu bilden.
Aber daneben hat auch noch Individuelles Platz. Viele Azubis entwickeln beim ersten Messebesuch noch ein Flair für irgend etwas Neues. Zudem wachsen die Klassen zusammen. AHA-Erlebnisse auf Exkursionen betreffen nicht immer nur die Lerninhalte, das ist ja klar.
Die Originalberichte der Lernenden und ihre Fotos kommen dann im nächsten Pegasus, einige schöne Bilder sind schon online.

Beherzigte Ratschläge

  • Mehr an die Sonne („du bist so blass“): Vier Tage strahlendes Camarguewetter und zwei Tage Wandern.
  • Eine Sache nach der anderen machen (sagen alle): Ich habe mich in genau dieser Manier der Beigen angenommen und bin nun bereit für die kommenden.
  • Täglich den Nacken dehnen (rät der Chiro): In den letzten acht Wochen habe ich es nur drei Mal vergessen.
  • Dazulernen in der unterrichtsfreien Zeit (wird von Lehrerinnen erwartet): Ich habe ordentlich Französisch gelernt und mir auf dem Handy mit Flashcards ein persönliches Themen-Vocabulaire angelegt.
  • Mehr Zeit für Freundinnen (empfehlen Freundinnen): Ich habe in den letzten drei Wochen wohl so viel und ziellos gequatscht wie im ganzen Jahr zuvor nicht.
  • Nun breche ich auf mit unserer Zweitlehrjahrs-Schar an die Buchmesse. Dieses Jahr mit dem Car. Das begeistert mich nur mässig, ist aber billiger. Und für einmal genügend Gepäck hin- und vor allem zurücknehmen zu können hat schon Vorteile.

    Parellelitäten

    Webupdate – Nachholprüfungen – Unterricht – Semesterendkorrekturen – Blumenbestellungen – Ehrenpreise – Urkunden – Notenausweise – Stellenangebote Lehrabgänger – Anfragen Lehrabgängereltern – Neuanmeldungen – Anstellungsfragen neuer Lehrpersonen – Printpublikationen fürs neue Schuljahr – Sporttag und Aarehochwasser
    Ich mache das gern. Auch das Besondere. Ein Behindertenheim, das überlegt, eine junge Buchhändlerin befristet für die Adminstration anzustellen, weil man schon länger die Bibliothek aufräumen sollte. Oder der Jugendliche aus Deutschland, der fragt, was in seiner Bewerbung für eine Lehrstelle im Buchhandel in der Schweiz stehen müsse?
    Wirklich, alles nicht ungern, bloss zu viel parallel, parallel, parallel. Zum Glück konnte heute das Kind helfen kommen, hat grad eine Lücke zwischen den eigenen Prüfungen.